Mähfreier Mai – auwei? Wir sollen es im Wonnemonat ruhig angehen lassen und unseren Garten nicht mähen. Aber geht das wirklich?
Die Aktion „Mähfreier Mai“ kommt aus Großbritannien und heißt dort „No Mow May“. Das Ziel: In den gut gepflegten Gärten mit feinem englischen Rasen die Artenvielfalt erhalten. In Deutschland ist es die Deutsche Gartenbaugesellschaft, die dazu aufruft, auch hier die Natur sprießen zu lassen: Lassen Sie den Rasen im Mai wild wachsen, fördere dies die Entstehung von Lebensräumen und Nahrungsquellen für Insekten und Gartenvögel.
Wenn man früh im Gartenjahr häufig mäht, schaffen es viele Pflanzen nicht, ihre Samen zu verteilen und sich zu vermehren, darunter Gänseblümchen, Klee, Ehrenpreis, Gundermann, Löwenzahn und Schlüsselblumen. Sie bieten Nahrung für früh fliegende Schmetterlinge und andere Insekten und können sogar mit Saatgut angepflanzt werden, um einem Naturgarten Vorschub zu leisten.
Allerdings wissen Gärtner: Nach 4 Wochen ohne Mähen ist ein Rasen schwer wieder in den Griff zu bekommen. Störende Pflanzen wie Quecke, Hahnenfuß und Hirse können sich ungehindert ausbreiten. Auch die Mähmaschine kann an den verholzten Stämmen und hochstehenden Pflanzen scheitern. Wird der Rasen nicht gemäht und nicht gedüngt, magert der Boden ab.
Wer einen strukturierten Garten mag, muss diesen nicht verwildern lassen. Es genügt, einige naturnahe Inseln entstehen zu lassen, sofern noch nicht vorhanden. Wer Kinder hat, wird es zu schätzen wissen, Platz für Spiele zu haben. Blühinseln mit hochstehenden Gräsern sind zudem ein beliebter Ort für gefährliche Zecken.
Naturnahe Grünflächen speichern das Wasser besser – das bedeutet: weniger Wasserverbrauch im Sommer. Bei großer Trockenheit verbrennt gemähter Rasen regelmäßig und weist gelbe Flecken auf, während ungemähte Stellen blühen. Naturflächen kühlen in Hitzeperioden ihre Umgebung ab.
Erhebungen aus England hätten demnach gezeigt, dass die Menge an Nektar für bestäubende Insekten um das Zehnfache erhöht werden könne, wenn einen Monat lang nicht gemäht wird. Der Nektar der Wildblüten dient vielen Insekten als Hauptnahrungsquelle. Sind diese rar, finden die Insekten keine Nahrung und die Population nimmt ab. In der Folge finden auch Vögel weniger Nahrung. Auch am Boden hilft es der Biodiversität: Laufkäfer suchen zwischen hohen Halmen nach kleinen Spinnen. Heuschrecken vertilgen auf langen Halmen sitzend Raupen oder Larven. Die Käfer und Heuschrecken wiederum sind Nahrung für Vögel oder den Igel.
Am besten ist wohl ein Nebeneinander zwischen Blühinsel und Rasenfläche.