Der naturnahe Garten ist nicht nur Trend, er ist auch bestens gegen Klima-Schwankungen gewappnet. Ausgerechnet die Engländer, Meister der Gartenkultur, haben ihm den Namen gegeben: New German Style.
In den 1990er Jahren mussten die britischen Stadtverwaltungen aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage sparen. So erinnerte man sich deutscher Beet-Gestaltungen vom Anfang des 20. Jahrhunderts, die sich am naturnahen Garten orientierten.
Vorbilder sind der legendäre Staudenzüchter und Garten-Philosoph Karl Foerster (1874–1970) und der Gartenbauwissenschaftler Richard Hansen (1912–2001). Ihre Ideen lassen sich einfach zusammenfassen: Der Garten ist ein Stück Natur.
Das sind die wichtigsten Punkte des New German Style:
- Die Pflanzen selbst geben den Takt vor.
- Was brauchen sie, welche Standortansprüche haben sie? Und dabei zählt nicht nur die einzelne Art, sondern die Kombination aus mehreren Stauden.
- Das Ziel ist, möglichst homogene Pflanzengesellschaften zu schaffen, die von Natur aus die gleichen Standort- und Pflegeansprüche besitzen. Dazu zählen beispielsweise die Anforderungen an die Bodenbeschaffenheit, der Wasserbedarf und die Ansprüche in Sachen Licht und Mikroklima.
- Je besser den Pflanzenansprüchen Rechnung getragen wird, desto wohler fühlen sie sich an ihrem Standort und in der Nachbarschaft mit anderen Pflanzen, desto besser kommen sie ohne aufwendige Pflegemaßnahmen zurecht, desto prächtiger und gesünder gedeihen sie.
Auch ökologische Aspekte spielen eine wichtige Rolle beim New German Style. Der Garten muss nicht nur das Auge des Besitzers erfreuen, sondern darüber hinaus Lebensraum für die heimische Tierwelt sein. Schmetterlinge und Bienen, Schwebfliegen und Marienkäfer, Igel und Singvögel – sie alle sollen Nahrung und Unterschlupf finden, um den Garten zu einem vielschichtigen, belebten Terrain zu machen. Funktioniert dieses Ökosystem, werden sich auch Schädlingsplagen in Grenzen halten.
Nicht zuletzt der Klimawandel spielt eine Rolle. Heiße, regenarme Sommer werden zunehmend die Regel, und so beeinflusst die ebenso lebenswichtige wie immer knapper werdende Ressource Wasser die Pflanzenauswahl. Ein Garten, der Dauerberegnung erfordert, ist für viele Gärtner nicht mehr zeitgemäß. Gefragt sind Pflanzen, die eine gewisse Trockenheitsresistenz aufweisen und mit unserem Klima klarkommen, ohne ständiges Wässern zu verlangen.
Gestalten im New German Style
Bei der Planung sollte man besonders darauf achten, dass sich immer Hingucker präsentieren. Im Sommer ist es die farblich aufeinander abgestimmte Blütenpracht; besonders schön sind Pflanzungen im komplementären Gelb-Blau-Schema – wie schön, dass sich besonders viele Stauden mit diesen Blütenfarben zeigen. Im Winter bilden immergrüne Gräser oder raureifbezuckerte Gräserwedel und nicht zurückgeschnittene Samenstände von Stauden zauberhafte Blickfänge. Wichtig ist die Balance zwischen flächiger Pflanzenverwendung und einzelnen Höhepunkten in Form von Solitären.
Als Faustregel gilt: Man sollte nicht zu viele Arten ins Spiel bringen, sondern sich auf ausgewählte beschränken, die sich in den verschiedenen Gartenbereichen wiederholen – so entsteht ein stimmiges Gartenbild.
Diese Pflanzen benötigen Sie für den New German Style
Stauden und Gräser sind die wichtigsten Hauptdarsteller des New German Style im Garten.
Ihre Verwendung orientiert sich an den natürlichen Lebensbereichen Gehölz/Gehölzrand, Freifläche, Steinanlage, Wasser/Wasserrand und Beet.
Frühsommer-Stauden
Salbei-Arten, Witwenblume, Schafgarbe, Wolfsmilch, Schwertlilie, Frauenmantel, Storchschnabel
Hochsommer-Stauden
Flammenblume, Taglilie, Sonnenbraut, Sonnenhut, Sonnenauge, Sonnenblume, Mädchenauge
Herbstaude
Herbst-Anemonen, Goldrute, Glattblatt-Astern, Raublatt-Astern, Kissenastern
Ganzjährige Gräser
Solitäre: Chinaschilf, Rutenhirse, Hohes Pfeifengras, Garten-Reitgras, Riesen-Federgras, Pampasgras
Halbhohe Arten: Lampenputzergras, Wald-Schmiele, Herbst-Kopfgras
Niedrige Arten: Blauschwingel, Pilzkopf-Segge, Weiße Segge
Ornamentale Gräser: Blutgras, Magellan-Blaugras, Neuseeland-Segge